Mobilität und Wohnen

Das Rhein-Main-Gebiet zieht durch zahlreiche gut bezahlte Arbeitsplätze viele Menschen an. Wir leben im Hochtaunuskreis von diesen Arbeitsplätzen und profitieren davon. Die hohe Nachfrage und die hohe Zahlungsbereitschaft vieler Menschen führen allerdings dazu, dass Wohnraum in unserem Kreis, insbesondere im Vordertaunus, teuer ist. Einige Haushalte mit normalen und niedrigen Einkommen können damit kaum mithalten. Die Folge sind weite Pendelstrecken zu Schule und Arbeit, die leider oftmals nicht nur länger, sondern auch schlechter ausgebaut sind. Gerade der öffentliche Personennahverkehr erfüllt hier bei Weitem nicht die Anforderungen an eine moderne integrierte Verkehrsinfrastruktur.

Ziel einer verantwortungsbewussten und vorausschauenden Kreispolitik muss sein, den Bedarf frühzeitig zu ermitteln und für kurze Wege zwischen Wohnort, Schulen und Arbeitsplätzen zu sorgen. Damit mehr Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können, wollen wir GRÜNE, durch preisgünstigen Wohnraum im Ballungsgebiet, Ausbau des ÖPNV und Förderung von Arbeitsplätzen außerhalb der Ballungsräume den Verkehrsbelastungen unserer Region entgegenwirken und den Einwohner*innen mehr Zeit, Ruhe und bessere Luft verschaffen.

Mobilität muss Menschen bewegen, das steht außer Frage. Dabei sollten wir aber unsere Umwelt, unsere Lebensgrundlage, nur so wenig wie nötig schädigen. Wir leben in einer Zeit, in der Mobilität ohne Ausstoß von Luftschadstoffen oder Treibhausgasen durch Verbrennung fossiler Rohstoffe schon möglich ist. Trotzdem belastet insbesondere der motorisierte Individualverkehr auch hier im Hochtaunuskreis die Luft und das Klima. Wir sehen die Probleme, warum viele Menschen nicht auf den ÖPNV umsteigen und warum viele Menschen nicht das Fahrrad für den täglichen Weg zur Arbeit nutzen. Und wir GRÜNE wollen diese Hindernisse aus dem Weg räumen.

Die Menschen müssen im Hochtaunuskreis so einfach wie möglich an ihr Ziel kommen: schnell, zuverlässig, bequem, klima- und umweltfreundlich. Car-Sharing, Radverkehr, Elektromobilität und öffentlicher Nahverkehr sind die Zukunft der Mobilität. Es geht um neue Kombinationen aus Auto, Fahrrad, Bus und Bahn. Hier müssen Möglichkeiten geschaffen werden, damit viele Pendler*innen umsteigen können.

Schienenverbindungen sind das Rückgrat unseres Kreises

Die von den GRÜNEN bereits vor vielen Jahren geforderte Elektrifizierung der Taunusbahn ist zwar auf den Weg gebracht, aber der im Jahr 2016 vollmundig verkündete Termin Ende 2019 wurde deutlich verfehlt. Dann war Ende 2022 im Gespräch. Aber auch dieser Termin scheint unrealistisch, denn bei der Ausschreibung des RMV ist vorerst kein S-Bahnbetrieb bis Usingen vorgesehen. Ob die S-Bahn zum Fahrplanwechsel 2022/2023 ihren Betrieb aufnehmen kann, scheint mehr als ungewiss. Aus unserer Sicht wurde hier die längst überfällige Mobilitätswende fahrlässig verschleppt. Schon heute sind die Züge der Taunusbahn in Stoßzeiten überfüllt. Ein Fahrrad mitzunehmen ist oft nicht mehr möglich, obwohl es sich gerade für viele Pendler*innen anbieten würde: Mit dem Rad zum Bahnhof, weiter mit der Taunus- und S-Bahn und den restlichen Arbeitsweg wieder mit dem Rad – damit dies gelingt, brauchen wir einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr.

Manche Planungsfehler aus der Vergangenheit engen heute den Gestaltungsspielraum ein: Der Tunnel zwischen Grävenwiesbach und der Endstation Brandoberndorf war bis vor kurzem noch stark sanierungsbedürftig. Anstatt bei der Sanierung allerdings schon die Elektrifizierung weiterzudenken, stellt der neu sanierte Tunnel nun einen Engpass für weitere Ausbauten dar. Wir GRÜNE fordern, stärker mit Nachbarkreisen zusammenzuarbeiten um bestehende Bahnstrecken weiter nutzen zu können und stillgelegte Bahnabschnitte soweit möglich zu reaktivieren.

Durch die Unterstützung der schwarz-grünen Landesregierung kann der Ausbau der Regionaltangente West endlich verwirklicht werden. Dadurch entsteht eine attraktive ÖPNV-Verbindung zwischen dem Vordertaunus und dem Flughafen, samt den neu entstehenden Arbeitsplätzen um Gateway Gardens sowie den westlichen Industriestandorten. Wir GRÜNE werden uns weiterhin intensiv für den zeitnahen Bau dieser wichtigen Achse einsetzen und sicherstellen, dass aus diesem Großprojekt auch ein attraktives integriertes Mobilitätsangebot wird.

Wir GRÜNE halten es außerdem für wichtig, dass die ÖPNV-Verbindung zwischen Oberursel-Hohemark und Schmitten weiter gestärkt wird. Ob dies allerdings mit einer Seilbahn gelingen kann, ist fraglich. Durch eine vorrangig touristisch genutzte Bahn wird zusätzlicher Verkehr angezogen und hunderte von Parkplätzen müssen gebaut werden. Hier besteht in unseren Augen das Risiko, dass kein Verkehrsproblem gelöst wird, sondern ein neues entsteht.

Attraktivere Verbindungen muss es auch abseits der Schiene geben

In der politischen Diskussion wird oft zwischen Vordertaunus und Usinger Land unterschieden. Nach den prognostizierten Bevölkerungszahlen verläuft die Trennlinie allerdings nicht am Taunuskamm, sondern entlang des Zugangs zum ÖPNV. Eine wachsende Bevölkerung haben vor allem Gemeinden zu erwarten, die mit dem ÖPNV gut erreichbar sind. So ist der Ausbau eines öffentlichen Verkehrsnetzes eine wesentliche Voraussetzung für die positive Weiterentwicklung des gesamten Hochtaunuskreises. Neben den Schulbussen brauchen wir passend getaktete Zubringerbusse zum schienengebundenen Nahverkehr. Für weniger nachgefragte Strecken und Zeiten sollen weitere Anruf-Sammel-Taxen zum Einsatz kommen. Sie stellen eine wichtige Ergänzung bei geringer Auslastung dar. Aber auch sogenannte Bürgerbusse können ein vielversprechender Ansatz im ländlichen Raum sein. So können Ortsteile an die Kernstadt angebunden werden und gerade ältere Menschen können ihre Einkäufe oder Arztbesuche erledigen.

Wir GRÜNE wollen, dass der Hochtaunuskreis Bürgerbus-Projekte zusätzlich finanziell unterstützt. Damit wird nicht nur ein Mehr an Mobilität gefördert, sondern auch das bürgerschaftliche Engagement und Miteinander gestärkt. Damit der Umstieg vom Auto hin zum ÖPNV vereinfacht wird, wollen wir GRÜNE den Menschen ab 65 Jahren die ihren Führerschein abgeben wollen, die Möglichkeit geben, das Seniorenticket (Hessen) ein Jahr kostenlos zu erhalten.

Wir wollen Infrastruktur für Radfahrer*innen aufbauen und verbessern

Mit E-Bikes und Pedelecs ist die Topographie des Hochtaunuskreises kein Hindernis mehr. Immer mehr Einwohner*innen entdecken auch hier, dass Fahrräder vor allem im Nahbereich ernstzunehmende Verkehrsmittel sein können. Dies als Chance zu begreifen, vor allem auch für Alltagsfahrten, bedeutet aber auch, dass beim Bau von Radverkehrsanlagen noch stärker an schnelle Radfahrer*innen mitgedacht werden muss. Wir GRÜNE fordern, an Umstiegs- und Zielpunkten attraktive, sichere Abstellplätze zu schaffen. Hier können und sollten auch Lademöglichkeiten vorgesehen werden, so dass „bike & ride“ sowie die Nutzung von Lastenfahrrädern bequeme und schnelle Alternativen zur Autofahrt werden können.

Elektromobilität ist eine Chance für sauberen Individualverkehr

Eine Zukunft ohne motorisierten Individualverkehr scheint derzeit nur schwer vorstellbar. Die Rhein-Main-Region ist Modellregion Elektromobilität. Der Hochtaunuskreis muss diese Chance nutzen, um sich besser zu vernetzen und ein integriertes elektromobiles Angebot zu schaffen. Wir GRÜNE fordern ein Konzept für Ladestationen, die Verknüpfung unterschiedlicher Mobilitätsangebote im Kreis und die zeitnahe Umstellung der Busflotte des Kreises auf Brennstoffzellen oder batterieelektrische Antriebe. Bis heute hat der Kreis dazu noch nichts vorgelegt, während andere Kreise und kreisfreie Städte längst mitten in der Umrüstung sind.

Der Hochtaunuskreis muss den Wohnungsmarkt entlasten

Um Wohnen auch für Einwohner*innen mit einem geringen Einkommen zu ermöglichen, muss der Hochtaunuskreis mehr Mut zu neuen Wohnprojekten aufbringen. Kreiseigene Grundstücksverkäufe müssen an Planungen von Mehrgenerationen-Häusern sowie barrierearmen oder alternativen Wohnprojekten ausgerichtet sein und nicht am höchsten Verkaufspreis. Es müssen weitere Maßnahmen zur Beseitigung des Wohnungsmangels ergriffen werden. Dabei muss nicht nur in die Fläche gebaut werden – es kann auch zusätzlicher Wohnraum in bereits vorhandenen Bebauungen durch Verdichtung oder Aufstockung geschaffen werden. Wir GRÜNE werden uns dafür einsetzen, dass zukünftig verstärkt in preisgünstigen Wohnraum investiert wird, um insbesondere Angebote im Rahmen des SGB II zur Verfügung stellen zu können. Eine Entlastung im Niedrigpreissegment des Wohnraummarktes mindert so den erheblichen Preisdruck für andere Wohnungen und auch Menschen mit mittlerem Einkommen finden leichter eine Wohnung, die sie sich auch leisten können.

Der Kreis unterhält zusammen mit Städten und Gemeinden aus dem Usinger Land eine eigene Wohnungsbaugesellschaft, die Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH Hochtaunuskreis. Deren Wohnungen sind mittlerweile leider vielfach nicht mehr in der Sozialbindung. Wir GRÜNE werden uns dafür einsetzen, dass dieses Unternehmen wieder verstärkt in neuen sozialen Wohnraum investiert und dabei auch gemeinschaftliche, barrierefreie und generationenübergreifende Wohnmodelle berücksichtigt. Gerade vor dem Hintergrund der prognostizierten Bevölkerungsentwicklungen sind künftig dazu passende Wohnangebote erforderlich.

Da die Einwohner*innen im Hochtaunuskreis statistisch gesehen immer älter werden, erscheint es umso wichtiger, für junge Menschen attraktiver zu werden. Deshalb fordern wir GRÜNE die Schaffung eines Wohnraumangebotes für junge Menschen z.B. in Kooperation mit der Hochtaunus Baugenossenschaft e.G.

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